Ende Mai kam der neueste Band aus der Tribute von Panem-Welt heraus und erzählt uns die Geschichte zu Beginn im 10. Jahr der Hungerspiele als Coriolanus Snow der spätere Präsident des Kapitol gerade 18 Jahre ist. Als Mentor erlebt er die Hungerspiele hautnah, doch wie beeinflusst ihn das für seinen späteren Werdegang ...
Kommen wir zuerst zur Ausstattung des Buches. Das Hardcover ist in edlem matten Schwarz eingebunden mit weißer und goldener Schrift auf dem vorderen Cover und auch auf dem Buchrücken. Damit das Buch rundum schwarz ist, gibt es ein eingebundenes Einlegeblatt, das man um den Buchschnitt auf der Gegenseite des Buchrückens wickeln kann. Der Buchsatz ist einfach ohne viele Schnörkel.
Im Gegensatz zur Tribute von Panem-Trilogie, die in der ich-Form aus der Sicht von Katniss Everdeen geschrieben ist, wird uns die Geschichte von Coriolanus Snow in der dritten Person erzählt.
Wir beobachten sein Tun und Handeln sowie die Aktionen der Leute mit denen er es zu tun hat also von außen. Schon von daher kann es nicht zu Szenen kommen, die uns so tief berühren wie in der Trilogie, in der es mich beim Lesen schon auf den ersten 30 Seiten zerlegt hatte.
Allgemein wird alles was Snow erlebt relativ nüchtern betrachtet.
SORRY ganz ohne SPOILER geht es nicht!
Wer nichts wissen will, sollte hier nicht weiterlesen:
Coriolanus Snows Familie gehörte zwar zur Elite des Kapitols, jedoch sind beide Eltern tot. Die Mutter gestorben bei der Entbindung einer Schwester, die die Geburt auch nicht überlebt hat, der Vater Crassus Xanthos Snow als Kriegsheld, wächst „Coryo“ wie ihn seine Cousine Tigris nennt bei ihr und der Großmadame, seiner Großmutter auf. Die Großmutter erzieht ihn in dem Bewusstsein, dass er vom Blut her etwas besseres ist und eines Tages der Präsident von Panem sein wird. Snow landet immer oben ist ihre Devise, die er gerne übernommen hat, im Angesicht ihrer Lebensumstände. Denn durch den atomaren Schlag auf Distrikt 13 verliert die Familie Snow, die dort ihre Waffenfabriken hatte, ihr gesamtes Vermögen und muss nun mit täglich Kohlsuppe über die Runden kommen. Seine einzige Hoffnung ist es ein Stipendium an der Universität zu bekommen, um sich hocharbeiten zu können, um zu altem Glanz und Reichtum zu kommen. Tigris, eine begnadete Schneiderin bringt die kleine Familie gerade so über die Runden.
Als dann die Studenten die Chance bekommen, als Mentoren der Tribute der 10. Hungerspiele ein Stipendium zu gewinnen, weiß Snow dass es für ihn nur eine Möglichkeit gibt, er MUSS als Gewinner der Spiele hervorgehen!
Um so entrüsteter ist er als er ausgerechnet ein Mädchen aus Distrikt 12 zugeteilt bekommt, einem der Distrike, die bisher noch nie gewonnen haben, da die Lebensumstände dort so ärmlich sind, dass kaum eins der Tribute bis zum Beginn der Spiele durchsteht.
Doch das Glück ist ihm wiedereinmal hold und er muss feststellen, dass sein Tribut zwar körperlich nicht mit einigen der starken Jungs aus den besser gestellten Bezirken 2 oder 3 mithalten kann, aber dafür als Sängerin und Performerin so ein starkes Charisma hat, dass ein Gewinn, wenn man es geschickt anstellt, vielleicht doch nicht in ungreifbare Ferne gerückt ist …
In Kapitel 1 - Der Mentor konzentriert sich hauptsächlich auf Coriolanus, seine Beweggründe, Ängste und Pläne. Wir lernen einen etwas unsicheren Jugendlichen kennen, der sehr motiviert ist an die Spitze zu kommen. Er hat jedoch noch sehr wohl ein Gewissen, was gut und richtig ist, auch wenn er seine Erziehung nicht so einfach abschütteln kann. Wir lernen auch Lucy Gray kennen, die offensichtlich auch einen starken Überlebenswillen hat und ebenso wie Snow bereit ist, einiges dafür zu tun.
In Kapitel 2 – Das Stipendium geht es um die Durchführung der Hungerspiele selbst. Wir erfahren von Modifikationen, die erstmals – wenngleich noch mit einfachen technischen Mitteln in den Spielen umgesetzt und die bis zu Zeiten von Katniss Everdeen erhalten geblieben sind.
Wir erfahren das erste Mal wie weit Coriolanus Snow geht, um zu gewinnen. Aber auch wie weit er Allianzen eingeht, um zu seinem Ziel zu kommen. Wir erleben eine weiche Seite von ihm, wenn er sich zum ersten Mal verliebt.
Wir lernen Lehrer und Mentoren kennen, die undurchsichtig und sadistisch sind und wie diese ihre Schüler, Kinder des Kapitols formen und ihr verdrehten Ansichten von Gerechtigkeit und Ordnung in diese Kinder einpflanzen.
In Kapitel 3 – Der Friedenswächter wird Coriolanus Snow mit Sejanus Plinth ausgerechnet nach Distrikt 13 versetzt. Dort entscheidet sich sein weiterer Werdegang. Wie weit wird ein Snow gehen um oben zu landen. Was hat er in seinem 18. Lebensjahr gelernt und macht ihm das zu einem besseren Menschen?
Ich will nicht all zu viel verraten. Nur eins, er hätte wirklich jede mögliche Chance gehabt, sein Leben anders zu gestalten. Vielleicht auch glücklich zu werden. Aber er hat so gewählt wie er wählen musste und egal was passiert ist oder hätte passieren können, er hat uns nicht enttäuscht. Auf die eine oder andere Weise …
Besonders in Kapitel 3 erfahren wir vieles was einen Anknüpfungspunkt an die Trilogie 64 Jahre später hat. Während in Kapitel eins irgendwie ständig das Essen im Mittelpunkt der Handlung steht, ist es in Kapitel 3 die Musik! Ein viel besserer Handlungsmittelpunkt, wenn ihr mich fragt!
Wir erfahren, dass Lucy Gray Baird, die Covey-Gestrandete den Song geschrieben hat und auf welcher Geschichte er basiert.
Das gleiche gilt für “Deep in the Meadow”, das Kaniss gesungen hat als Rue gestorben ist. Auch dieses Song taucht wieder auf und wird diesmal für Maude Ivory gesungen, der jüngsten Sängerin der Covey-Gruppe, die für Lucy Gray wie eine kleine Schwester ist. Das fahrende Volk der Coveys ist nach der Schließung der Distrikte im Saum gelandet, in dem auch Katniss und ihre Familie lebte.
Wir erfahren mehr über die Schnattertölpel und die Spottölpel, die aus ihnen hervorgegangen sind. Und weshalb Snow diese so sehr hasst.
Und sogar der Name Katniss bekommt einen kleinen Cameo. ;)
An der Stelle kann man auch viel spekulieren, in wie weit es Verbindungen zwischen den Coveys und Katniss-Familie gibt, die ja mindestens die Kinder oder sogar Enkel der Saumbewohner von damals sein könnten!
Alles in Allem ein interessantes spannendes Buch, das jedoch nicht so berühren kann wie die Geschichte von Katniss. Irgendwie weiß man tief im inneren schon vorher wie Snow endet, egal wie sehr man hofft, man findet etwas, das seine Entwicklung wenigstens ein bisschen rechtfertigen würde. Die Frage des Vertrauens ist eigentlich keine. Und die Ansichten und Philosophie von Dr. Gaul ist einfach krank! Eine geborene Sadistin, der man im wahren Leben nicht begegnen möchte.
Leider erfährt man immer noch nicht wirklich mehr, was zu den Distriken und dem Kapitol geführt hat. Immerhin war das Land vorher Amerika, was ist passiert? Auch über Tigris wäre es schön mehr zu erfahren. Wie sie von der sorgenden Ziehmutter Snows zu der Tigris wurde, die wir in der Trilogie kennengelernt haben. Es liegen immerhin 64 Jahre dazwischen! Da muss einfach sehr viel passiert sein. Vielleicht gibt es ja irgendwann ein weiteres Buch in der Reihe.
Und letzten Endes erfahren wir sogar, wer die perversen Hungerspiele erfunden hat. Da schließt sich der Kreis.
Spannend und kurzweilig zu lesen, auch wenn es an die ersten Bände nicht heranreichen kann.